Vielleicht wiederhole ich mich ja – aber das ist im Alter ja oft so ;-) ...

Veröffentlicht am 21. September 2024 um 18:23

Ich bin wieder mal über Werbung gestolpert, bei der ich mich frage, ob die Werbetreibenden den Blödsinn wirklich selber glauben oder ob sie nur ihre potenziellen Kunden für unterbelichtet halten und es ihnen egal ist, welchen Schaden ihre "Produkte" am Kunden und am zukünftigen Klienten des Kunden verursachen können.

Ja – es ist wieder das leidige Thema Online-Hypnose(ausbildung).

Bezahlte Werbung, die mit Videos und Bildern die negativen Klischees der Hypnose bedient und auf der Ton- und Textspur animieren möchte, "seriöse" Hypnose für Therapie und Coaching zu erlernen – ja ONLINE. Als ob das nicht schon allein Widerspruch genug wäre. Es wird hier aber auch gar nichts gescheut, um Aufmerksamkeit durch scheinbar spektakuläre Bilder zu erhaschen: Schnellinduktionen, unangekündigtes Anfassen, Convincer (steifer Arm, klebende Hände usw.).

(In Wirklichkeit sind das nur 0815-Taschenspielertricks, die jeder unserer Hypnoseschüler spätestens am 5. Tag der Ausbildung beherrschen kann – an diesem Tag investieren wir ca. 1,5 Stunden Unterrichtszeit, in das Vorführen, Erklären und Üben lassen von Schnellinduktionen – nur um zu demonstrieren, wie schnell und leicht das erlernbar ist – damit jeder es seinen Klienten aus eigenem Erleben erklären kann - obwohl es so gut wie keinen Wert als Anwendung in der seriösen Hypnose hat. Klienten fragen oft danach und haben Angst davor.)

Im Audio und im Untertitel der o.g. Werbungen wird dann auch noch angeboten, dass man, wenn es woanders noch nicht so gut geklappt hat mit der Hypnoseausbildung, doch zu diesem Online-Hypnosekurs kommen sollte – na klar, schlimmer geht ja immer.

Und meine Gedanken kreisen um die Verblödung und Verrohung der Menschheit. Sorry – aber es muss sich keiner angesprochen fühlen, der nicht nur Gehirnbesitzer, sondern auch -nutzer ist. Und auch niemand, der auch nur ein klein wenig weiter als von der Wand bis zur Tapete denkt.

Jeder, der also Gehirnnutzer und Weiterdenker ist, weiß sicher eh, was ich hier gerade versuche, aus meinem Kopf rauszuschreiben. Alle anderen ... kommt schon – noch glaube ich an euch – das Ding im Kopf ist sicher wieder fit zu bekommen, durch Training – also los – weiterlesen und freuen, wie das Hirn dabei hoffentlich wieder aktiver wird.

Wir stellen uns nun also folgende Fragen:

Können es ein wirklich seriöse und gute Hypnose(ausbildungs)anbieter sein, die wie oben beschrieben agieren?

Bei der Beantwortung dieser Fragen sollten folgende Fakten beachtet werden:

  • In einer Online-Hypnosesitzung können sowohl bei der Arbeit mit Klienten als auch erst recht beim Üben in Online-Ausbildungen (wenn es denn überhaupt stattfindet) viele unkontrollierbare Dinge passieren, die die Wirksamkeit und Sicherheit der Hypnose gefährden:
  • Emotionale Ausbrüche: Der Klient könnte in einen Weinkrampf geraten und sich nicht beruhigen lassen, weil der Hypnotiseur keine effektiven Interventionsmöglichkeiten hat.
  • Konfrontation mit unangenehmen Wahrheiten: Der Klient erkennt plötzlich, wer in seiner Vergangenheit für sein aktuelles Problem verantwortlich ist, was zu akuter Fremdgefährdung oder potenzieller Suizidgefahr führen kann. Hier wäre ein sofortiges Eingreifen notwendig, was online kaum möglich ist.
  • Unterbrechungen: Der Klient muss plötzlich auf die Toilette oder bekommt Durst und kommt nicht mehr in die Sitzung zurück.
  • Technische Probleme: Die Internetverbindung bricht zusammen, und die vorher (hoffentlich) aufgebauten Backup-Szenarien funktionieren nicht. Der Hypnotiseur kann seinen Klienten nicht mehr erreichen.
  • Unvorhersehbare Ereignisse: Etwas völlig Unvorhersehbares passiert, was vor Ort mit wenigen Handgriffen händelbar wäre, aber online zu einem großen Problem wird.
  • Probleme beim Ausleiten: Der Klient lässt sich nicht aus der Trance führen und muss vielleicht gleich noch Auto fahren. Der Hypnotiseur kann online schlecht beurteilen, inwieweit der Klient aus der Hypnose zurückgekehrt ist, usw.
  • Und mal ganz ehrlich und pragmatisch – wer psychische Probleme hat, dem tut der scheinbar lästige Gang zu einer Praxis in Wirklichkeit gut. Frische Luft, Tageslicht und der Kontakt zu Menschen in der Realität wirken in der Regel sehr positiv auf uns, im Gegensatz zur Isolation in den eigenen vier Wänden. Erinnerst du dich noch an die Pandemiezeit und wie sich die Isolation angefühlt hat? Jetzt sollen wir das freiwillig machen, nur weil es vermeintlich „super flexibel und bequem“ ist? So flexibel, dass du dann mal eben schnell zwischen Wäscheaufhängen, Essenzubereiten, dem Klingeln des Postboten und der Versorgung deines Haustiers eine Hypnosesitzung einschieben oder bestenfalls gleich eine Hypnoseausbildung absolvieren sollst?
  • Grundsätzlich ist ungenehmigtes Anfassen oder Erschrecken nicht in Ordnung. Das Strafgesetzbuch hat hierzu mehrere Paragraphen, die sich damit beschäftigen. Somit ist das also grundsätzlich verboten. In einer Hypnosesitzung ist es jedoch zum Teil unerlässlich, dass man berührt wird. Sei es, um eine Körperposition auf Nachfrage hin zu verändern oder um eine sogenannte posthypnotische Suggestion mit dem Sitzungsinhalt zu geben und somit die Hypnose auszuführen. Der wesentliche Aspekt dabei ist, dass es notwendige Berührungen sind und dass diese sowohl im Anamnesegespräch erklärt werden als auch in der Sitzung erneut, vor jeder Ausführung, angefragt werden müssen.
  • Darüber hinaus gibt es gerade im Bereich Hypnosetherapie genug Aufträge, die auch etwas mit fehlenden Abgrenzungsmöglichkeiten oder sogar traumatisierenden Erfahrungen mit Berührungen zu tun haben. Es ist also ein DON’T, Klienten unnötig, unangekündigt, unerlaubt zu berühren. Frag diesen Punkt im Vorgespräch ab bzw. bemerke ggf. sehr schnell dieses Verhalten des Hypnotiseurs, um daraus deine Rückschlüsse zu ziehen.
  • Leider gibt es in o.g. Werbungen immer wieder Szenen, bei denen Klienten durchgängig und teilweise übergriffig berührt werden. Diese Arbeitsweise ist nicht im Sinne der seriösen Hypnose.

Tja – welche Vermutungen in Bezug auf o.g. Anbieter könnte man denn nun anstellen?

Vielleicht, dass diese:

a) selbst nur Inhaber von gefährlichem Halbwissen sind

oder

b) es doch besser wissen, aber skrupellos genug sind, die Unwissenheit und Bequemlichkeit der potenziellen Kunden auszunutzen und immense Risiken und Gefahren bei den Auszubildenden und deren potenziellen Klienten in Kauf zu nehmen

Oder gibt es vielleicht  noch Antwortmöglichkeiten c) d) e) .....? Dann her mit den Gedanken!!!

Wenn a) zuträfe:
-würde das die Folgen solchen Handelns auch nicht mindern, aber (zumindest bei mir) eher den Wunsch, diesen armen Unwissenden zu helfen, auslösen und somit ein klein wenig Hoffnung zulassen, dass man den Irrsinn aufhalten kann.

Wenn b) zuträfe:

-dann wäre eine weitere Mutmaßung, dass der Löwenanteil der Gehirnkapazität bei diesen Anbietern für das Austüfteln skrupelloser Verkaufsstrategien und Ausbildungsformate draufgeht, sodass keine Kapazität mehr für das Erkennen der Gefahr für die komplette Hypnosebranche übrig ist – also von den Anbietern nicht erkannt wird, dass sie selbst an dem Ast sägen, auf dem sie sitzen.

Egal ob a) oder b): Es könnte bei allen, die das erkennen, zu einer nahezu ungläubigen Starre und Handlungsunfähigkeit führen und den Glauben an Intelligentes Leben auf dem Planten Erde arg schwächen.


Nun gut - über diese Phase hat mir auch das “Gedanken-Niederschreiben” schon hinweg geholfen so dass ich einfach weiterhin Folgendes tue:

  • Aufklärungsarbeit leisten, die auch mal Shitstorm und Co. auslöst
  • Es selber anders machen
  • Jeden Hilfesuchenden im Bereich der Hypnose(ausbildung) unentgeltlich beraten

Eben nix mit “Schweigefuchs” oder Mimimi… kann ja eh nix ändern - ja nun, vielleicht ändere ich den Lauf der Dinge nicht, vielleicht wird Hypnose bald illegal sein und ich muss mir eine neuen und vielleicht langweiligen Job suchen - aber ich habe es dann wenigsten mit allen Mitteln, die mir zur Verfügung stehen versucht - und kann auch dann mein Spiegelbild noch ganz gut aushalten - mal abgesehen von diesen Dingen, die ich mit 18 Jahre nicht im Spiegel gesehen habe - aber das ist eine anders Thema ;-)


 

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